3. Platz // Intelligente Nachverdichtung
Abstract
Drei Wohnzeilen gruppieren sich um einen gemeinschaftlichen Garten- und Wohnhof. Die Zeilen sind so angeordnet, dass sie Raumkanten zu den anliegenden Straßenzügen bilden und den Verkehrslärm abhalten. Die differenzierte Höhenentwicklung mit vier bis acht Geschossen gliedert die Gebäudevolumen. Der ‚flügelförmige‘ Anschnitt der Baukörper erzeugt spannungsvolle, fließende Räume, die den Innenbereich der Anlage an den drei Schmalseiten zur Umgebung hin öffnet und vielfältige Ein- und Ausblicke gewährt. Die Durchlässigkeit des Areals erweitert das Angebot an fußläufigen Wegeverbindungen im Stadtteil. Eine dreigruppige Kita verfügt über einen eigenen, den Wohnhof nicht störenden Außenbereich und ergänzt als zweigeschossiger Solitärbau die Gebäudegruppe der drei Wohnzeilen.
Ziel
Das Projekt liegt inmitten eines sehr heterogenen Siedlungsumfelds, das geprägt ist durch solitäre Großstrukturen mit durchgrünten, fließenden Freiräumen, wie es idealtypisch den Ideen des ‚Neuen Bauens‘ der 60er und 70er-Jahre entsprach – mit der Folge eines eklatanten Verlusts an Urbanität und maßstäblicher Raumbildung sowie eines Mangels an Gemeinschaftsbezug in überschaubaren Nachbarschaften. Das neue Quartier präsentiert sich mit einer angemessenen Typologie für verdichtete moderne Geschosswohnungsbauformen mit maßstabsgerechten Baukörpern und attraktiven, gemeinschaftlich nutzbaren Freiräumen. Gleichzeitig formuliert es einen weithin sichtbaren urbanen Auftakt in das Wohngebiet Freiberg an der Einmündung Mönchfeld- / Adalbert-Stifter-Straße gegenüber den Haltestellen des ÖPNV.
Herausforderung
Aus einem Un-Ort mit Lärmproblematik und „Hinterhof Atmosphäre“ im Schatten eines 23-geschossigen Wohnhochhauses aus den 60-er Jahren soll ein attraktives und zeitgemäßes Wohnumfeld mit gut nutzbaren Freiflächen entstehen. Gleichzeitig soll ein Konzept entwickelt werden, um sowohl die durch den Abbruch der Parkdecks entfallenen als auch die für die Nachverdichtung neu erforderlichen Stellplätze abzudecken. Als besonders problematisch haben sich im Verlauf des Prozesses die Einschränkungen aus den Lärmschutzanforderungen in Kombination mit der Grundstücksgeometrie erwiesen. Für den Abbruch galt es die Separierung belasteter Bauteile sehr genau zu planen, um die Entsorgungskosten gering zu halten und die Wiederverwertung des Betonbruchs vor Ort zu ermöglichen.
Kooperationen
In enger Zusammenarbeit mit der Stadt Stuttgart, dem Stadtplanungsamt und dem Bezirksvorsteher konnten gemeinsam mit dem Planungsteam und den Bauherren alle Anforderungen auf ein vernünftiges Maß gebracht werden. Es gelang gemeinsam den Belangen von Wohnraumschaffung, Mobilität, Lärmschutz, Ressourcenverbrauch Rechnung zu tragen und dadurch die zentralen Projektqualitäten, die sich aus dem städtebaulichen Wettbewerb ergaben, zu stärken bzw. konsequent umzusetzen. Durch eine Verkehrszählung konnte die Lärmbelastung eingegrenzt und die Stellung der Gebäude optimiert werden. So konnten sowohl die Wohnungszahl als auch die Attraktivität der Außenräume deutlich gesteigert werden.
Mehrwert
Das städtebauliche Konzept der zueinander in Bezug gesetzten Wohnzeilen mit ihrem zentralen, auf kurzem Wege erreichbaren Garten- und Wohnhof unterstützt die genossenschaftliche Idee des gemeinschaftlichen Wohnens und steht den Bewohnern aller Altersklassen als attraktiver Treffpunkt zur Verfügung. Gleichzeitig wird durch die städtebauliche Idee der Durchlässigkeit das umliegende Quartier mit einbezogen. Die Wohnanlage vernetzt sich mit der Umgebung und bietet auch den Bewohnern der benachbarten Wohnanlagen die Möglichkeit einer Durchquerung und Partizipation. Insbesondere wird durch das Projekt auch die soziale Infrastruktur im Quartier aufgewertet. Ein dreigruppiger Kindergarten mit Außenspielfläche und zwei Pflegewohngemeinschaften mit je 8 Plätzen stehen allen Bewohnern zur Verfügung.
Besonderheit
Das Wohnquartier am Eschbach ersetzt ein marodes zweigeschossiges Parkdeck mit 264 Stellplätzen aus den sechziger Jahren. In enger Zusammenarbeit mit dem Stadtplanungsamt konnte diese Maßnahme der Innenentwicklung konsequent umgesetzt werden. Die Fläche der ehemaligen Parkgarage wird neu geordnet und weiter verdichtet, es entstehen 128 neue Wohnungen, zwei Pflegewohngruppen und eine Kita für 50 Kinder ohne Verlust von ökologisch wertvollem Grünraum. Ein umfassendes Mobilitätskonzept ermöglicht die Reduzierung der Stellplätze auf 183, die ohne weitere Flächenversiegelung als zweigeschossige Tiefgarage unter den Gebäuden Platz finden. Als Pilotprojekt in Kooperation mit der Stuttgarter AWS wird erstmals in Stuttgart der Hausmüll in ‚Unterflurbehältern‘ gesammelt und entsorgt.
© Text: polisFORUM
© Text: polisFORUM
Standort: Stuttgart – Freiberg
Projektstatus: fertiggestellt
Fertigstellung: 07/2024
Eingereicht von
- Bau- u. Heimstättenverein Stuttgart eG, Frau Karin Autenrieth
Bauherren - Baugenossenschaft Zuffenhausen eG, Herr Bernd Heinl
Bauherren - Jetter Landschaftsarchitekten BDLA
Landschaftsarchitektur - Landeshauptstadt Stuttgart – Amt für Stadtplanung und Wohnen, Frau Dr.-Ing. Nicole Baumüller
Stadtplanung / Städtebau